Kaum ein Hygieneprodukt wird in der Gesellschaft so kontrovers gesehen: Das Wattestäbchen, auch als Q-Tip bekannt. Einerseits ist es explizit nicht zur Reinigung des Gehörgangs gedacht, sondern soll Ohrenschmalz eher tiefer hineindrücken. Trotz Warnhinweisen auf der Packung wird es dennoch am häufigsten dafür verwendet. Menschen haben offensichtlich das Bedürfnis, ihren Gehörgang von Ohrenschmalz zu befreien. Unter der Eigenmarke newgen medicals stellt der Elektronik-Versand Pearl einen Ohrreiniger vor, der per WLAN verbunden Live-Aufnahmen des Ohrs auf das Handy bringt. IMTEST hat den Ohrreiniger getestet und eine Ärztin zu Nutzen und Gefahren des Geräts befragt.
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Ohrenschmalz als Reiniger
Um das Gerät zu verstehen, zunächst ein paar Worte über Ohrenschmalz. Die unappetitlich klingende Substanz ist nichts anderes als ein Selbstreinigungsmechanismus des Gehörgangs, die vor Bakterien, Staub und Schmutz schützt. Fehlt diese Funktion, beispielsweise durch zu häufiges Waschen, kommt es zu Ohrenschmerzen. Bei jedem Menschen ist die Produktion von Ohrenschmalz unterschiedlich stark, auch die Anatomie des Gehörgangs beeinflusst die oft als störend empfundene Ansammlung. Die Krux bei der Sache ist, dass es ohne technische Hilfsmittel oder ärztliche Untersuchung praktisch unmöglich ist, einen detaillierten Blick auf die Beschaffenheit des Ohrs – und potenziell des Ohrenschmalzes – zu werfen. Neben dem Wattestäbchen gäbe es zudem nur die Möglichkeit, Ohrenschmalz mit einem einfach befeuchteten Tuch zu entfernen. Pearl hat für dieses Problem eine Lösung entwickelt und den WLAN-Ohrreiniger auf den Markt gebracht.
Das Gerät ist 17,3 Zentimeter lang und liegt wie ein Stift in der Hand. Der Griff des Ohrreinigers besteht aus Kunststoff, aus dem ein dünnes Röhrchen hervorgeht, welches mit einem winzigen Löffel aus Metall oder Silikon endet. Die Aufsätze sind austauschbar, zur hygienischen Wiederverwendung werden zehn Silikonaufsätze mitgeliefert. Das Gerät ist 49 Gramm leicht und am Ende mit einem micro-USB-Anschluss versehen. Vor Inbetriebnahme soll der Ohrreiniger laut Anleitung vollständig aufgeladen werden, sodass eine Laufzeit von 50 Minuten möglich sein soll.
Ohrreiniger mit Full-HD-Kamera
Schaltet man den Ohrreiniger über den On/Off-Knopf in der Mitte des Griffs an, schaltet sich die Beleuchtung an. Diese besteht laut Hersteller aus sechs weißen LEDs und hilft, auch im dunklen Gehörgang alles zu erkennen. Denn die große Erleuchtung folgt erst, sobald die App namens Bebird auf dem Smartphone installiert ist. Hierfür ist keine Registrierung notwendig, jedoch die Verbindung mit einem 2,4 GHz-WLAN. Einmal eingerichtet, steht der Selbstuntersuchung nichts mehr im Weg. Und tatsächlich: Das übertragene Bild ist hochauflösend und selbst kleinste Härchen und Poren sind gut erkennbar. Laut Hersteller handelt es sich um eine Full-HD-Kamera mit 3 Megapixel und einem Bildwinkel von 73 Grad.
In der App können sowohl Bild- als auch Videoaufnahmen des untersuchten Objekts gemacht und gespeichert werden. Ein 10-facher Zoom sowie das Hinterlegen mit Musik machen das Erlebnis unterhaltsam, geben jedoch keinen wirklichen Mehrwert. Während des Betriebes erwärmt sich der Griff spürbar, allerdings beträgt die Kamera-Laufzeit nach eigener Messung sogar 55 Minuten. Zur tatsächlichen Reinigung ist der Kunststoff-Aufsatz auf den ersten Blick besser geeignet, denn das Metall-Löffelchen passt sich nicht dem Gehörgang an. Hat der Ohrreiniger seinen Dienst erfüllt, muss lediglich die App geschlossen und das Licht ausgeschaltet werden. Eine Aufbewahrungsmöglichkeit außer der Originalverpackung gibt es nicht, hier wäre eine hygienische Tasche oder ähnliches wünschenswert gewesen.
“Manche brauchen etwas Unterstützung.”
Um den Nutzen und das mögliche Risiko zu bestimmen, ist eine ärztliche Einschätzung unumgänglich. IMTEST hat dazu mit Frau Dr. med. Susanne Thrull aus Itzehoe gesprochen. Die Ärztin sieht den Ohrreiniger grundsätzlich positiv. Für sie kommt es dabei auf die individuelle Beschaffenheit des Gehörgangs an. “Manche brauchen zur Pflege etwas Unterstützung. Bevor jemand zur professionellen Ohrreinigung gehen möchte und dafür auf einen Termin warten muss, kann es sinnvoll sein, sich mit solch einem Gerät vertraut zu machen.” Vor allem durch eine Kamera, wie der WLAN-Ohrreiniger von Pearl eine hat, können Verletzungen verhindert werden. Frau Dr. Thrull selbst benutzt täglich Wattestäbchen und findet diese bei sorgfältiger Anwendungen für die meisten Leute hilfreich. “Da jedoch immer wieder Verletzungen des Gehörgangs vorkommen, sollte man auf die ärztliche Beratung nicht verzichten.”
Weitere Verwendungsmöglichkeiten
Ob sich der Ohrreiniger nun zum Entfernen von Ohrenschmalz anbietet, muss eigenverantwortlich entschieden werden. Möglicherweise sind jedoch die anderen Anwendungsfälle interessant genug, um sich ein solches Gerät anzuschaffen. So können selbstverständlich auch alle anderen Bereiche inspiziert werden, die ansonsten nicht einfach zugänglich oder sichtbar sind, wie Muttermale, Zeckenbisse oder Wunden in der Mundhöhle. Ebenfalls wirbt Pearl damit, das Gerät im Modellbau einzusetzen, um Details erkennen zu können.
Fazit
Am Ende ist es immer eine individuelle Entscheidung, mit welchen Gerätschaften man seinem Körper begegnet. Die vielfältigen Einsatzgebiete des Ohrreinigers machen ihn jedoch zu einem hilfreichen Tool im Haushalt. Kleiner Nachteil: Die App Bebird ist für den Betrieb zwingend erforderlich, das Smartphone muss demnach immer zur Hand sein. Der WLAN-Ohrreiniger kostet auf pearl.de 79,90 Euro, aktuell ist er vergünstigt für 39,90 Euro erhältlich.