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Günstig und gut? Das bieten diese zwei Mittelklasse-Grills

Grandstate Hawk 411 gegen Char-Broil Performance Pro S 3.

Zwei silberne Gasgrills nebeneinander auf weißem Hintergrund mit Modellbezeichnungen
© Char-Broil, Grandstate, IMTEST

Wer billig kauft, kauft zweimal. So jedenfalls sagt es der Volksmund. Und man muss weder Hellseher noch Materialwissenschaftler sein, um zu erkennen, dass man an einem Gasgrill für 150 oder 200 Euro vielleicht nicht allzu lange oder womöglich auch gar keine Freude haben wird. Aber es gibt ja auch noch eine Klasse zwischen „ganz billig“ und „ganz teuer“ bei den Gasgrills. Günstig sind nämlich auch schon Modelle wie der Grandstate Hawk 411 und der Char-Broil Performance Pro S 3. Diese sind mit 598 beziehungsweise 659 Euro zumindest preislich eher in der unteren Mittelklasse angesiedelt. Welcher davon im Grill-Duell mehr überzeugt, zeigt der Test.

Grandstate- und Char-Broil-Gasgrills: Günstig und hochwertig?

Auf den ersten Blick scheint klar, dass der Hawk von Grandstate der attraktivere der beiden günstigen Gasgrills ist. Vier Brenner gegenüber drei beim Performance von Char-Broil. Einer davon als Infrarotbrenner für hohe Hitze. Und dazu noch einen Seitenkocher. Den gibt es bei Char-Broil auch, aber einen Steakbrenner eben nicht. Doch die Sache ist lange nicht so klar, wie es zunächst den Anschein hat. Und das zeigt sich im Test der beiden Gasgrills schon beim Aufbau.

Denn durch die vielen Edelstahlteile wirkt der Char-Broil etwas wertiger. Allerdings nehmen sich die beiden Grills bei der eigentlichen Montage nicht viel. So muss bei den zwei Modellen jeweils relativ viel geschraubt werden. Dieses Prinzip kennt man von dem schwedischen Möbelhaus: Je mehr man selbst montiert, desto niedriger der Preis. Immerhin sind die Anleitungen verständlich, und auch das handwerkliche Geschick, das man benötigt, hält sich in Grenzen.



Platz für große Gasflaschen bieten beide Gasgrills, aber…

Am Ende hat man jeweils einen leidlich robusten Gasgrill vor sich stehen. Allerdings gibt es beim Grandstate einen deutlichen Wermutstropfen. Denn der Grill bietet zwar einen geräumigen Unterschrank, aber man darf darin dennoch keine 11 kg-Gasflaschen unterbringen. Dagegen ist dies bei dem kleineren Char-Broil durchaus möglich. Dafür wirken bei diesem die Regler ein wenig so, als seine sie nicht komplett aufgesteckt. Das kann man eleganter lösen.

Helle große Gasflasche unter günstigem Gasgrill
Obwohl verhältnismäßig klein, nimmt der Char-Broil eine 11 kg-Flasche auf. Der größere Hawk leider nicht. © IMTEST

Günstige Gasgrills im Test mit verschiedenen Konzepten

Während sich die Montage der beiden günstigen Gasgrills vom Schwierigkeitsgrad und Aufwand kaum unterscheidet, wartet der größte Unterschied unter den Deckeln. Denn hierrunter verbergen sich zwei unterschiedliche Funktionsweisen. Beim Hawk geben die Brenner ihre Hitze direkt an den Gusseisenrost und das darauf liegende Grillgut ab. Dagegen liegen beim Performance zwischen Rost und Brenner noch profilierte und gelochte Edelstahlbleche. Dieses Konzept nennt der Hersteller True Infrared. Denn die Bleche leiten ja nur Strahlungshitze weiter. Vorteil hier: Es minimiert das Risiko eines Fettbrandes enorm und erlaubt damit letztlich das gesündere Grillen.

Detail Wasser in Griffmulde des günstigen Gasgrills Hawk
Gut gedacht, schlecht gemacht. In den eigentlich praktischen Griffmulden des Hawk sammelt sich bei Regen Wasser. © IMTEST

Spannend im Test-Duell der Gasgrills ist zudem, dass sich Char-Broil Gedanken über den sogenannten Warmhalterost gemacht hat. Dieser ist ja letztlich eine zweite Grill-Ebene. Der Hersteller hat es so gestaltet, dass eine dort mitgelieferte Edelstahlschale platziert werden kann, um zum Beispiel Gemüse zu garen. Dafür findet sich beim Hawk wiederum das inzwischen weit verbreitete Zubehörkonzept, bei dem ein rundes Element im Rost gegen andere Einsätze getauscht werden kann.



So heiß werden Grandstate und Char-Broil im Test

Ohne die Zwischenbleche müsste der größere der beiden günstigen Gasrills doch auch eigentlich mehr Power haben, oder? Das ist tatsächlich ein Irrtum. Denn am Rost schafft er zwar knapp 350° C, was völlig ausreichend ist. Allerdings kommt der Char-Broil auch mit dem True-Infrared-System auf 415° C. Und das bei einem Temperaturgefälle von lediglich 30° C zwischen vorderem und hinterem Bereich.

Dunkles Grillrost mit unterschiedlich braun gebranntem Toast
Ungleiche Temperaturverteilung beim Hawk nicht ungewöhnlich, muss man aber wissen. © IMTEST

Hieran ist außerdem bemerkenswert, dass der Performance die nominell schwächeren Brenner hat. Und das merkt man, aber im positiven Sinne. Schließlich geht beim Grillen je nach Grillgut auch mal um niedrige indirekte Hitze. Dabei steht der Performance besser da. Denn er schafft es, mit nur einem Brenner auf kleinster Flamme laufend, unter 60 °C zu bleiben. Dagegen schlagen beim Hawk hier 105° C zu Buche. Um der Wahrheit Ehre zu geben: Auch die 105° C sind eine für BBQ noch ausreichend geringe Temperatur. Was die maximale Garraumtemperatur betrifft, so liegen beide Grills mit 325° C (Hawk) beziehungsweise 330° C (Performance) nahezu gleichauf. Damit bieten sie genug Hitze, um auch Pizza zu backen.

drei Gegrillte Bratwürste auf dunklem Rost vom günstigen Gasgrill Char-Broil
Der Performance heizt durch das Lochplattensystem relativ gleichmäßig; entsprechend gut sieht hier eine Bratwurst aus. © IMTEST

Test der Gasgrills: Günstig heißt weniger Brennerleistung

Allerdings brauchen beide günstigen Gasgrills auch eine gewisse Vorheizzeit von gut 20 Minuten, bis sie am oberen Anschlag ankommen. Schneller ist zwar der Infrarotbrenner des Grandstate auf Touren. Doch das Resultat ist am Ende etwas ernüchternd: Denn „Nur“ 529° C lassen sich am Rost messen. Diese Temperatur ist zwar mehr als man eigentlich braucht und ohnehin mehr, als die Hauptbrenner schaffen. Aber für diesen Brennertyp ist es schon relativ wenig.

Runder schwarz roter Regler an silbernem Grill
Der Abstand zwischen Regler und Blende ist bei Char-Broil etwas groß. Das optisch nicht besonders elegant. © IMTEST

Ein Grund für die geringe Temperatur dürfte der Abstand zwischen Rost und Brennerkeramik sein, der hier relativ hoch ist. Schließlich haben Infrarotbrenner keine besonders große Reichweite und sind auch für Umlufthitze (Konvektion) nicht optimal geeignet. Dennoch lassen sich natürlich auf dem Hawk schöne und – wenn man nicht aufpasst – auch zu intensive Röstaromen produzieren. Aber das kann der Performance mit seinen 400° C eben auch schon recht gut.



Fazit

Auch, wenn die günstigen Gasgrills sich objektiv unterscheiden, so ist es am Ende doch eine Begegnung auf Augenhöhe. Der Hawk liegt im Test zwar denkbar knapp vorne, aber das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass er einen Infrarotbrenner hat und der Performance nicht. Ein schlechterer Grill ist der Char-Broil deshalb nicht. Mit seinem Strahlungshitze-Konzept hat er genau wie der Grandstate genug Power für alle Herausforderungen des Grillalltags.

Dabei ist das größte Manko des Hawk der Unterschrank mit der fehlenden 11 kg-Flaschen-Option. Beim Performance ist es die im Vergleich etwas kleinere Grillfläche. Aber am Ende erlauben beide Gasgrills der günstigen Mittelklasse einen mehr als soliden Einstieg in die Welt des ambitionierten Grillens.

Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.