Neue Xbox Series: X und S die neuen Top-Konsolen?
Als vor sieben Jahren der letzte Kampf der zwei großen Konsolenhersteller anstand, verlor Microsoft auf ganzer Linie, während sich Nintendo als dritter Anbieter aus diesem Duell raushielt. Der starke Fokus auf die Multimedia-Fähigkeit der Xbox One verärgerte die Kernziel-Gruppe für Spielekonsolen – die Spieler – derart, dass Sony mit seinem Playstation-4-Slogan „for the Players“ bereits gewonnen hatte, bevor es überhaupt um die Qualität der Geräte ging. Nach heutigem Stand heißt das 108 Millionen verkaufte PS4 zu 41 Millionen Xbox One weltweit. 2020 versucht Microsoft daher neue Wege mit der Xbox Series X und Series S.
Durch die zeitgleiche Veröffentlichung von zwei Versionen der neuen Xbox-Generation erhoffen sich die Amerikaner, möglichst vielen Kunden das für sie passende Gerät anzubieten. Sie versprechen mit der Xbox Series X und S überzeugende Spieleerlebnisse durch brillante und vor allem ruckelfreie Grafik. Auf den ersten Blick steht schon mal fest, dass beide Modelle optisch voll überzeugen. Was die neuen Konsolen aber können und wo die Unterschiede liegen, hat IMTEST sich angesehen.
Xbox Series X und Xbox Series S: Die Unterschiede
Die Xbox Series X (499 Euro), als direkter Konkurrenz zur Playstation 5, ist laut Microsoft die leistungsstärkste Konsole der Welt. Das wird den Käufern zunächst allerdings nicht viel nutzen. Denn Spiele, die das Potenzial der neuen Xbox voll ausschöpfen, werden in diesem Jahr nicht mehr auf den Markt kommen. Dennoch hat Microsoft bei den verbauten Teilen auf beeindruckende Rechenleistung gesetzt und verspricht 4K-Grafik mit mindestens 60 bis zu 120 Bilder pro Sekunde. Somit soll die Grafik absolut ruckelfrei laufen. Da speckt die kleine Xbox Series S (299 Euro) ordentlich ab, von 4K ist hier nicht die Rede. Dafür garantiert der Hersteller ein ruckelfreies Spiele-Erlebnis in HD-Qualität. Das liegt neben einem schwächeren Grafikprozessor sicher auch an geringerem Arbeitsspeicher (16 GB zu 10 GB). Dennoch starten Spiele jetzt auf beiden Konsolen in wenigen Sekunden, statt wie früher bis zu einer Minute zu brauchen.
Der größte Unterschied fällt aber schon von außen ins Auge: Denn die Xbox Series X bringt ein UHD-Laufwerk mit, das neben dem Abspielen von Games auch für 4K-Blu-Ray-Filme und Serien geeignet ist. Im Gegensatz dazu kommt die kleinere Xbox Series S ohne Laufwerk aus und ist daher komplett vom Internet abhängig. Spiele müssen hier heruntergeladen werden. Nutznießer einer guten Internet-Leitung sind dennoch beide Konsolen. Denn erfahrungsgemäß brauchen neue Spiele meist einen „Day-One-Patch“, der etliche Gigabyte groß ist und ohne schnelles Netz Stunden für den Download benötigt. Wer also für sich oder seine Lieben eine neue Xbox unter den Weihnachtsbaum legen möchte, sollte eventuell gleich eine schnellere Internet-Verbindung dazu schenken. Ansonsten wird aus dem gewünschten Spiele-Spaß stundenlanger Warte-Frust.
Die Xbox Series X und S mit ausreichend Speicher?
Auf den ersten Blick beeindruckt Microsoft mit großzügigem Speicherplatz bei beiden Konsolen. Stolze 1 Terabyte groß ist die verbaute SSD-Festplatte der Xbox Series X. Die S bringt immerhin noch die Hälfte mit, also 512 GB. Problematisch nur, wenn die typischen platzhungrigen Betriebssysteme von Microsoft ins Spiel kommen. Denn die lassen dem Spieler auf der großen Konsole von 1 TB nur 802 GB freien Speicherplatz und die 512 GB der kleinen Konsole schrumpfen auf 364 GB zusammen. Assassin’s Creed Valhalla, das gemeinsam mit den Konsolen am 10. November erscheint, wird laut Hersteller zu Beginn etwa 45 GB Speicher benötigen. Hinzu kommt, dass es durch Patches und Erweiterungen noch um die gleiche Menge anwachsen kann. So wird schnell klar, mehr als vier bis fünf Spiele können Gamer auf der Xbox Series S nicht gleichzeitig nutzen.
Microsoft hat das Problem offenbar frühzeitig erkannt, denn beide Konsolen lassen sich um 1 TB Speicher erweitern. Diesmal ohne Betriebssystem-Platz auch um die volle Größe. Allerdings lässt sich der Konzern das auch gut bezahlen: Etwa 250 Euro werden für die Speicherkarte fällig, ohne die vor allem die Xbox Series S schnell an ihre Grenzen stößt. Zum Vergleich: Eine 1-TB-SSD-Festplatte für den PC liegt bei unter 100 Euro. Und der Preis-Ärger geht auch gleich weiter: So erscheinen sowohl die Xbox Series X als auch die S erneut mit kabellosen Controllern, die mit Batterien befüllt werden müssen. Immerhin sind die mit dabei. Wer jedoch die umweltfreundlichere und günstigere Variante der aufladbaren Akkus bevorzugt, muss sich diese selbst kaufen und einsetzen. Auch wenn die nicht die Welt kosten, bleibt es ärgerlich, zumal Sony bereits bei der PS4 aufladbare Controller lieferte und das bei der PS5 wieder tun wird.
Xbox Series X und S im Test auf leisen Sohlen
Wer Konsolenerfahrung hat, der weiß: Bei älteren Modellen entstand durch den Lüfter oft ein störender Lärmpegel. Das hat Microsoft bei beiden neuen Geräten eindrucksvoll vermieden. Sowohl die Xbox Series X als auch die kleine Xbox Series S kommen auch bei grafisch aufwendigen Spielen, die dementsprechend Rechenleistung fordern, nicht über 42 Dezibel hinaus. Diese Lautstärke ist angenehm leise. Allerdings mit der Einschränkung, dass bislang noch keine Spiele zu haben sind, die zumindest die Series X richtig fordern. Möglich, dass sie dann doch etwas lauter kühlt.
Die geringe Lautstärke kommt allerdings zu einem Preis – Wärmeentwicklung. So bringt es die Xbox Series X beim Spielen auf Temperaturen am Lüfter von bis zu 52 Grad, während die kleine S sich bei Messungen sogar auf 64 Grad erhitzte. Weil bei beiden der Lüfterausgang oben liegt, birgt der Platz im Regal also durchaus das Risiko, dass es durch fehlende Luftzirkulation mächtig heiß wird. Die neuen Xboxen stehen also besser auf den Möbeln und nicht darin.
Die neue Xbox Series X und S mit guter Vernetzung
Hat die Hardware der neuen Konsolen also ihre Schwächen, sieht das in Sachen Nutzbarkeit anders aus. Microsoft liefert hier mustergültige Möglichkeiten ab. Ob die kinderleichte Einrichtung der Boxen über eine Smartphone-App, einfache Umstellung auf Sprachsteuerung oder die Verbindung zu einem bereits vorhandenen Microsoft-Konto, hier überzeugt das Xbox-System durchgehend. Die Menüführung der Xbox Series X und S ist einfach und klar, Bilder und Videos von Spiel-Erfolgen lassen sich kinderleicht in Social-Media-Kanäle hochladen. Dazu ist für Viel-Spieler das Game-Pass-Angebot ebenfalls verlockend. GamePass-Nutzer, die im Shop nach Spielen suchen, bekommen sogar angezeigt, welche davon für sie kostenlos installierbar sind, um Fehlkäufe zu vermeiden.
Was ist der Game Pass?
Besonders für die Xbox ohne Laufwerk bietet sich der Game Pass an. Der Game Pass ist das Netflix für Spiele. Hiermit können Nutzer mit einem Abo für 9,99 Euro monatlich zurzeit mehr als 100 Spiele herunterladen und spielen. Microsoft verspricht aber regelmäßigen Zuwachs. Somit stehen für Game-Pass-Nutzer deren Top-Titel wie Doom Eternal oder The Elder Scrolls V: Skyrim bald zur Verfügung. Kommende Spiele werden wohl exklusiv für die Xbox-Konsolen und den PC erscheinen.
Neben dem Game Pass für die Konsolen oder den PC bietet Microsoft auch ein Ultimate-Angebot an. Damit können Nutzer nicht nur beide Plattformen zum Spielen nutzen, sondern bekommen zusätzliche Vorteile und Angebote für Spiele. Zudem können sie dann auch Spiele aus der Cloud auf Android-Tablets und Smartphones spielen. Die Kosten für den Game Pass Ultimate liegen bei 12,99 Euro im Monat. Kündigen lässt sich das Abo monatlich.
Xbox Series X und S ohne Spiele-Nachschub
Ein Problem lösen allerdings auch die neuesten Xboxen nicht – fehlende Spiele-Megahits. Noch nie geriet Microsoft auf diesem Gebiet so sehr ins Hintertreffen wie mit der auslaufenden Konsolen-Generation. Zwar veröffentlichen viele Hersteller ihre Spiele auf mehreren Plattformen, aber die Exklusivtitel für die Playstation gehören meist zu den besten Games des Jahres. Exklusive Spiele für eine neue Xbox sind hingegen nur selten Millionenseller. Hier muss Microsoft dringend nachbessern, wenn die neuen Xbox Series X und S eine Chance haben sollen, die Schlacht diesmal etwas ausgeglichener zu gestalten. Dass Microsoft es nicht geschafft hat, auch nur ein Xbox-Series-X-Spiel zum Start zu präsentieren, spricht allerdings Bände.
FAZIT
Mit der Xbox Series X und der Xbox Series S bringt Microsoft zwei Konsolen auf den Markt, die sich an unterschiedliche Käufergruppen wenden. Die große Series X ist eine Grafikwucht, die Spielen in ruckelfreiem 4K ermöglicht. Dagegen richtet sich die kleine S eher an Game-Pass-Nutzer und Spieler, die auf die bestmögliche Bilderpracht verzichten können. Beide Konsolen glänzen mit guter Vernetzung zu anderen Diensten und Social Media und streamen Filme und Serien in 4K. Dafür brauchen sie aber eine kräftige Internet-Leitung. Bei der Hauptsache, neuen Spielen, hinkt Microsoft Sony bereits jetzt wieder hinterher.