Einen Apple-Bildschirm – seit 2011 gab es das nicht mehr. Lange Zeit verzichtete der Hersteller auf eigene Displays in seinem Portfolio, unverständlich für viele Nutzer. Schließlich erfreuen sich die Produkte von iPad, über MacBook bis hin zum Mac mini großer Beliebtheit vor allem bei kreativen Köpfen. Und die brauchen natürlich auch die passende Anzeige, die spezielle Anforderungen erfüllen muss. Nun erhört Apple die Nutzerwünsche und präsentiert gleich zwei neue Bildschirme. Ob das Apple Studio Display der langersehnte Augenschmaus ist oder Nutzer in die Röhre blicken lässt, zeigt der Test.
Inhaltsverzeichnis
Produktdetails
- Preis: ab 1.747 Euro
- Bildschirm: 27 Zoll / 5.120 x 2.880 / 60 Hertz
- Webcam: 12 Megapixel Ultraweitwinkel
- Anschlüsse: Thunderbolt 3, USB Typ C
Bildqualität im Test: Wo Licht ist…
Im Test zeigte das Studio Display von Apple direkt seine Stärken: Eine sehr hohe Auflösung von 5.120 x 2.880 Pixeln auf 27 Zoll Diagonale ergibt 218 Pixel pro Zoll und somit ein knackscharfes Bild. Das ist überdies gleichmäßig ausgeleuchtet, ohne sichtbare Lichtflecken: Die gemessene, maximale Abweichung zwischen hellstem und dunkelsten Messpunkt betrug lediglich 10%.
Auch die außergewöhnlich hohe Helligkeit von 546 Candela pro Quadratmeter (cd/qm) ist hilfreich. Verglichen mit einem hochpreisigen Smartphone wie dem Samsung Galaxy S22 Ultra, das durchaus um die 1.000 cd/qm erreicht, erscheint der Wert gering. Allerdings sind Smartphones häufiger und stärkerer Sonneneinstrahlung ausgesetzt als ein Arbeitsmonitor. Verglichen mit herkömmlichen und sogar professionellen Bildschirmen wie dem Eizo ColorEdge CS2731 ist der gemessene Wert sehr gut. Übrigens reguliert sich die Helligkeit wie bei iPhones automatisch hoch oder herunter, je nach Umgebungslicht.
Sehr hohe Farbtreue, geringer Kontrast
Als Bildschirm für Hobby- und Profi-Kreative sammelt die Apple-Anzeige Punkte bei der Farbgenauigkeit: Sowohl sRGB-Farben für Grafiken und Fotos als auch DCI-P3-Farben, die bei der Bild- und Videobearbeitung wichtig sind, gibt er sehr präzise wieder, erreicht bei den Messungen eine sehr hohe Genauigkeit von 99,05 Prozent. Zudem stellt der Bildschirm ein sehr dunkles Schwarz mit nur 0,3 cd/qm Helligkeit dar.
Doch gibt es auch Schwächen: Die Bildwiederholrate beträgt maximal 60 Hertz. Auch wenn eine höhere Bildrate eher Spielern zu Gute kommt, sie hätte dem Bedien-Erlebnis gut gestanden. Das Scrollen und Animationen wirken dann einfach geschmeidiger und flüssiger – angemessen für einen High-End-Bildschirm dieser Preisklasse. Abstriche macht die Anzeige auch beim Kontrastumfang von nur 1.085:1. Allerdings ist das nicht unüblich unter Monitoren. Ausnahmen bilden nur wenige Bildschirme, etwa Apples ungleich teureres Pro Display XDR.
Schnelle Anschlüsse, smarte Extras
Rückseitig verfügt das Studio Display über einen Thunderbolt-3-Anschluss. Über den lässt sich nicht nur Bild und Ton eines Endgeräts wie das MacBook Pro übertragen. Er versorgt es auch mit bis zu 96 Watt Ladestrom.
Für Zubehör wie Tastaturen oder Speicher gibt es drei weitere USB-Typ-C-Anschlüsse. Deren Datenrate ist auf 10 Gigabit die Sekunde beschränkt. Einen Display-Port oder einen HDMI-Anschluss gibt es nicht.
Über verbaute Lautsprecher verfügen mittlerweile viele Monitore. Doch der Klang ist aufgrund der flachen Bauweise der Anzeigen meist ebenso dünn. Die integrierten Lautsprecher des Studio Display liefern einen insgesamt überraschend guten Sound: ausgewogen, klare Höhen, satte Tiefen. Für Sprachaufnahmen, Telefonate oder die Nutzung von Siri gibt es zudem ein Mikrofon.
Besonders die Webcam sticht hervor – ohne herauszuragen. Sie verbirgt sich unauffällig im Gehäuserahmen und hat es in sich: Die hohe Auflösung von 12 Megapixel ist für Monitor-Webcams enorm und sorgt für ein scharfes Bild. Besonderheit: Wie auch in den jüngsten iPads, folgt die Kamera während der Videotelefonie dem Nutzer (Folgemodus). Um die Berechnungen nicht auf den angeschlossenen Rechner abzuwälzen, verfügt der Monitor über einen eigenen Prozessor, den hauseigenen A13-Chip.
Wie auch am MacBook oder iPhone passt sich die Farbtemperatur an das Umgebungslicht an (True Tone). Die Funktion lässt sich auf Wunsch deaktivieren.
Teurer Komfort, hoher Stromverbrauch
Nicht nur auf eine hohe Bildqualität kommt es an. Damit das Arbeiten am Computer auch bequem und nicht sogar gesundheitsschädigend ist, braucht es eine gute Neigungs- und Höhenverstellung des Monitors. Und diese Extras lässt sich Apple einiges kosten.
Die Standard-Version des Bildschirms beinhaltet immerhin einen Standfuß zur Verstellung der Neigung. Für eine Höhenverstellung muss der Kunde zuzahlen, satte 460 Euro. Und eine Wand-Befestigung via VESA-Halterung geht nur dann, wenn Nutzer ein VESA-Modell kaufen (wenigstens ohne Aufpreis). Das VESA-Modell wiederum lässt sich aber nicht auf dem Tisch platzieren. Also: Wand for life. Ärgerlich! Schließlich hat jeder zweite 200-Euro-Monitor die nötigen Schraublöcher.
Entsprechend der hohen Bildschirmhelligkeit kann die Anzeige auch ganz schön Energie-hungrig sein. Im Test bei maximaler Helligkeit verbrauchte Apples Studio Display saftige 57 Watt. Dies allein zu benoten wäre aber unfair, da so besonders helle Monitore abgestraft würden. Bei gemäßigten und häufiger verwendeten 300 Candela pro Quadratmeter messen wir 28 Watt, im Standby sind es nur 0,3 Watt.
Das geht, das geht nicht
Das Studio Display ist nicht Jedermanns Sache. Denn viele Vorteile spielt die Anzeige nur unter macOS aus, also in Verbund mit einem Endgerät von Apple. Zudem stehen schon dem Anschluss an andere Geräte Hürden im Weg. IMTEST fasst zusammen, was und was nicht funktioniert.
Füreinander gemacht: Am MacBook oder Mac
Logisch: Mit Computern von Apple wie dem MacBook Pro und dem Mac Studio versteht sich die smarte Anzeige am besten. Einstellungen nimmt der Nutzer direkt über das Betriebssystem vor und smarte Extras wie der Folgemodus oder True Tone sind eng mit diesem verwurzelt.
Doch auch hier gibt es eine Bedingung: Damit die Übertragung von Bild und Ton auch klappt, braucht es den richtigen Anschluss am Endgerät. Über den verfügen das MacBook Pro ab 2016, das MacBook Air ab 2018, der Mac mini ab 2018, der Mac Pro ab 2019, der iMag ab 2017 und der iMac Pro von 2017. Als Betriebssystem wird macOS Monterey 12.3 vorausgesetzt. Die Auswahl ist also gar nicht mal so groß.
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Verwendung an Windows-Computern
An einem Windows-Rechner sind besagte Einstellungen und Extras hingegen gar nicht verfügbar. Eine Nutzung ist aber generell möglich. Hierzu benötigt der Computer allerdings den Thunderbolt-3-Port. Der kann sich hinter einem Typ-C-Anschluss oder hinter einem Displayport verbergen. Mit dem passenden Kabel klappt dann die Bildübertragung. Der Folgemodus und Tonübertragung für Lautsprecher und Mikro bleiben dann aber aus. Fehlt dem PC der Anschluss, lässt er sich auch über eine entsprechende Karte nachrüsten.
Anschluss am iPad – Geht das?
Auch iPads lassen sich an das Display anschließen. Das funktioniert natürlich nur mit den Modellen, die über einen USB-Typ-C-Anschluss mit besagtem Thunderbolt-Port verfügen. Dazu zählen das iPad Pro 12,9 Zoll (ab 3. Generation), das iPad Pro 11 Zoll sowie das iPad Air (5.Generation).
Auch hier gibt es ein Aber: Das Seitenverhältnis des iPads (4:3) entspricht eben nicht dem des Studio Displays (16:9). Die Skalierung des Systems funktioniert deshalb nicht tadellos. So blicken Nutzer links und rechts auf breite schwarze Balken.
Standalone: Display Studio ohne weitere Geräte nutzen
Einen Bildschirm nutzen, so ganz ohne Computer? Gar nicht mal so abwegig. Schließlich arbeitet im Inneren der A13-Prozessor von Apple, der auch das iPad (2021) antreibt. Findige Techies haben durch einen Vergleich der Softwareversion sogar herausgefunden, dass auf dem Bildschirm-Chip das aktuelle iOS installiert ist. Doch wozu?
Ob wie die Gerüchte behaupten, das Studio Display bald noch selbständig ohne weitere Geräte laufen wird, ist doch eher unwahrscheinlich. Das A13-Chip unterstützt schlichtweg die smarten Extras, und um gewisse Rechenarbeiten dabei auszuführen, ist ein beschnittenes iOS durchaus sinnvoll. Und wer einen All-In-On-Computer von Apple möchte, kann einfach zum iMac greifen.
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Preise und Modelle
Das Standard-Modell kostet 1.749 Euro, wahlweise mit neigbarem Standfuß oder VESA-Adapter. Für 2.209 Euro ist der Standfuß auch höhenverstellbar (getestete Variante).
Wer gegen besonders viel Licht am Arbeitsplatz geschützt sein möchte, kann ein Upgrade mit Nanotexturglas wählen, für 1.999 Euro. Der Preis mit höhen-und neigungsverstellbaren Standfuß erhöht sich entsprechend auf 2.459 Euro.
Fazit
Apples Studio Display sieht nicht nur edel aus, es hat es auch in sich: Die Farbgenauigkeit und Helligkeit sind herausragend hoch, die flotten Anschlüsse und die Hub-Funktion zeitgemäß. Die smarten Extras fügen sich nahtlos in das Apple-Universum ein. Der hohe Stromverbrauch wäre noch zu verkraften. Allerdings drücken das geringe Kontrastverhältnis und der Umstand, dass Nutzer sich entweder auf eine VESA-Anbringung oder einen verstellbaren Standfuß festlegen müssen, auf die Note. Windows-Nutzer sollten zur Konkurrenz greifen, da ihnen die Besonderheiten dieses Bildschirms schlichtweg fehlen.
- PRO
- Sehr Hohe Farbtreue, sehr hohe Auflösung, sehr hohe Helligkeit, smarte Extras, gute Lautsprecher, hochauflösende Webcam.
- KONTRA
- Bildwiederholrate nur 60 Hertz, etwas geringes Kontrastverhältnis, keine Wandmontage möglich (getestete Version), Stromverbrauch etwas hoch.
IMTEST Ergebnis:
gut 2,1