17 Jahre nach dem ersten Lego Star-Wars-Spiel präsentieren TT Games und Warner mit Lego Star Wars: Die Skywalker-Saga den Höhepunkt der gemeinsamen Historie: alle neun Filme in einem Spiel!
Produktdetails
- 59,99 Euro
- Ab 12 Jahren
- PC, PS4, PS5, Xbox, Switch
Action-Adventure
Im Jahr 2005 begann das britische Entwickler-Studio „TT Games“ (damals noch unter „Traveller’s Tales“) mit der Veröffentlichung von Videospielen, die in Zusammenarbeit mit dem dänischen Klötzchen-Produzenten Lego entstanden. Lego hatte bereits damals wichtige Kino-Rechte erworben, um sie als Spielzeug Kinder und Sammler umzusetzen – und „Lego Star Wars – das Videospiel“ war nur das erste Kapitel einer Erfolgsgeschichte. Nach 17 Jahren schließt sich nun (in Anbetracht von Serien wie „The Mandalorian“ oder „Obi-Wan Kenobi“ möglicherweise nur vorläufig) der Kreis: Lego Star Wars: Die Skywalker-Saga ist ein komplett neues Spiel, in dem die ersten sieben bereits einmal umgesetzten Filme nochmals neu und die beiden letzten erstmals als Lego-Abenteuer erzählt werden. Nach einigen Verschiebungen – für TT Games durchaus ungewöhnlich – ist das Spiel nun endlich fertig. Wird es den Erwartungen der Fans gerecht?
Worum geht es?
Wer mindestens ein Lego-Spiel von TT Games kennt, der weiß: Am Anfang war der Storymodus. Das ist auch hier nicht anders. Bevor der Spieler in die für viele wichtigste Funktion des Spiels – das Finden und Sammeln diverser Charaktere (380), Schiffe (119), Steine (1166) und anderen Dingen mehr – beginnen kann, muss er das entsprechende Kapitel für das freie Spiel erst einmal im Storymodus spielen. Auswahl hat er dafür bei der Start-Trilogie. Ob er mit Episode 1, 4 oder 7 beginnt, ist seine Entscheidung. Wer sich also mehr auf die neuen Teile freut oder unbedingt die klassischen Filme 4-6 durchspielen möchte, wird vom Spiel nicht daran gehindert. Die jeweils folgenden Filme gibt es allerdings erst, wenn der Vorgänger im Storymodus durchgespielt wurde.
Neues Klassensystem
Der wichtigste Unterschied zwischen Story und freiem Spiel ist dabei schnell erklärt. Bei ersterem sind die Charaktere vorgegeben, mit denen der Spieler den Level meistern muss, beim freien Spiel hat er die Auswahl aus den Charakteren, die er bereits freigespielt hat. Die sind diesmal in Klassen eingeteilt: Jedi, Held, Bösewicht, Dunkle Seite, Astromech- und Protokoll-Droiden, Schrottsammler, Schurke, Kopfgeldjäger und andere. Und jede Klasse hat ihre eigenen Fähigkeiten. Das ist für den Lego-Fan natürlich nichts Neues, denn schon seit Jahren hat TT Games besondere Fähigkeiten auf bestimmte Figuren verteilt. So konnten in früheren Spielen beispielsweise weibliche Figuren oft höher springen und so höher gelegene Ebenen erreichen, andere hatten eine Schaufel im Gepäck, um vergrabene Schätze freizulegen. Doch mit der Skywalker-Saga haben die Macher nun durch die Klasseneinteilung klargemacht, was jede Figur kann. Lästiges Nachsehen, welchen Charakter der Spieler nehmen muss, um ein bestimmtes Problem zu lösen, entfällt damit.
Ein Hauch von Rollenspiel
Ebenfalls neu: Die Klassen haben nun eigene Skill-Trees, in denen sich mit den erbeuteten blauen Steinen Fähigkeiten verbessern lassen. Das hört sich allerdings cooler an, als es tatsächlich ist. Denn jede Klasse verfügt gerade einmal über vier Talente, die sich je dreimal verbessern lassen. Und auch ganz ohne Tuning der Figuren ist das Spiel problemlos zu schaffen. Allerdings kann das Freischalten von besseren Schilden oder mehr Beute durch besiegte Gegner auf Dauer schon zu einer gewissen Zeitersparnis führen oder Herausforderungen vereinfachen, von denen jeder Level im Spiel drei Stück aufweist. Mal gilt es, dreimal in Folge einem Angriff erfolgreich auszuweichen, mal muss ein Gegner in einer bestimmten Zeit besiegt werden. Nur wer alle drei Herausforderungen schafft, bekommt als Belohnung einen der 1166 blauen Steine. Wer also scharf darauf ist, im Spiel eine Wertung von 100 Prozent zu erreichen, wird die leichten Verbesserungen der Klassen durchaus zu schätzen wissen.
Soweit das Auge reicht
Ebenfalls überarbeitet haben die Macher die Perspektiven. In den alten Star Wars-Spielen starr geregelt, waren manchmal wichtige Ecken des Spiels nicht gut zu sehen oder Sprünge endeten im Tod, weil der Winkel der Kamera schlicht unglücklich war. Nun kann der Spieler die Perspektive selbst bestimmen, die Kamera ist per Stick frei drehbar und erlaubt ein besseres und einfacheres Absuchen der Level nach Rätseln und anderen wichtigen Dingen. Das führt zwar nicht zu einem grundsätzlich anderen Spielerlebnis, sorgt aber für mehr Übersicht im Spiel – zumindest im Solospiel.
Spaß zu zweit? Ja, aber…
Eine nicht unbeträchtliche Menge an Spielern hat die erste Erfahrung mit Lego-Spielen im Duo gemacht, entweder mit einem Elternteil oder einem älteren Bruder oder einer Schwester – oder selbst als der ältere Teil mit eigenem Kind oder jüngerem Familienmitglied. Das war bislang immer nett, hatte aber auch seine Tücken. So fielen die Tipps, die von computergesteuerten Charakteren manchmal ausgingen, indem sie in bestimmte Bereiche liefen, im Mehrspieler-Modus weg. Und auch die Übersichtlichkeit im Split-Screen war nicht immer perfekt. Durch die frei bewegliche Kamera hat sich diese Unübersichtlichkeit eher noch verschlimmert. Ist ein Gegenstand in einer Bildschirmhälfte hinten, in der anderen links, kann das optisch schon verwirren. Die bessere Lösung wäre hier wohl ein Online-Modus – der allerdings wohl nicht kommt.
Hauen x 3
Auch das bislang kaum vorhandene Kampfsystem wurde überarbeitet. Nun stehen dem wackeren Helden drei unterschiedliche Angriffe zur Verfügung – statt wie bislang einer. Combos mit möglichst unterschiedlichen Treffern ergeben im Spiel Multiplikatoren für erbeutete Steinchen, der Währung zum Freischalten von Charakteren, Schiffen und Fähigkeiten. Das ist ein netter Effekt, zum Siegen ist das neue System allerdings nicht nötig. Wer nach wie vor nur mit einem Knopf auf dem Gamepad kämpft, kommt auch zum Ziel – es dauert nur ein wenig länger. Lediglich bei den Bosskämpfen lässt sich ein deutlicher Unterschied zwischen alter und neuer Methode erkennen, denn hier muss der Spieler auch mal ausweichen, um rechtzeitig aus einer Gefahrenzone zu kommen, oder mit einer Sprungattacke hinter den Gegner zu gelangen. So richtig anders als früher fühlt sich der Kampf in Die Sykwalker-Saga dennoch nicht an.
Gelbe Karte statt roter Stein
Fans der Reihe kennen die roten Steine, die überall versteckt waren und nützliche oder lustige Möglichkeiten freischalteten. So zum Beispiel die immens wichtigen Steinchen-Multiplikatoren, die für die richtige Menge Währung sorgen. Wer mit x2, x4 oder x8-Bonus spielt, hat sehr schnell genug Geld für den Kauf von Charakteren und Schiffen zusammen. Übergroße Köpfe ist hingegen eher ein netter Gag, mit dem kaum ein Spieler wohl lange spielen wird. Statt roter Steine haben die Macher sich nun für gelbe Datenkarten entschieden, die mal mehr, mal weniger schwer in den Leveln zwischen den Kapiteln versteckt sind, also zum Beispiel in der Rebellenstation auf Hoth oder der Oberfläche von Coruscant, von denen der Spieler dann in die weiteren Kapitel bestimmter Filme startet. Sinnvoll ist es, zunächst auf die Multiplikatoren zu spielen, denn schon der kleinste kostet eine Million Steinchen – und die sind nicht in zwei Stunden verdient, sondern brauchen deutlich länger.
Klötzchen-Klotzen
Wie bei den Lego-Spielen gewohnt, haben die Macher auch die neueste Variante vollgestopft mit Mini-Spielen, Rätseln, Aufträgen und vielem mehr. In den Leveln warten insgesamt 225 Minikit-Teile, die zu je fünf ein Ganzes bilden, darauf, gefunden zu werden. Dazu kommen 135 Herausforderungen, die der Spieler entdecken und dann schaffen muss. Dafür neu im Spiel: Gerüchte, die durch Gespräche mit NPCs entdeckt oder mit Steinen gekauft werden können und Hinweise geben, was es genau ist, dass der Spieler hier schaffen muss.
In der Galaxis, die jederzeit frei bereist werden kann, sind dann 140 Nebenaufträge, 731 Puzzles, 38 Rennen oder ähnliche Prüfungen und 10 Herausforderungen zu meistern. Dabei führen die Aufträge regelmäßig sogar zu anderen Planeten, sind also nicht in 30 Sekunden erledigt. Auch wenn schon die vorherigen Lego-Spiele nicht mit Inhalt geizten, so dürfte Die Skywalker-Saga das bislang üppigste Spiel sein, was die Menge an Inhalten angeht.
Ob das alles Spaß macht, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Denn der Schwierigkeitsgrad ist durchaus unterschiedlich. So sind die Rennen mitunter ganz schön happig, besonders für eine junge Zielgruppe. Und auch das eine oder andere Rätsel fällt manchmal schwer, weil die Lösung das Zusammenspiel zweier Klassen erfordert oder man gerade einfach auf dem Schlauch steht. Nicht jeder wird jedes der 731 Rätsel auf Anhieb lösen. Wer also die 100 Prozent anstrebt, muss wissen: Das kann in Arbeit ausarten.
Atmosphäre satt – mit kleinen Fehlern
Wenn die Entwickler von TT Games mittlerweile eines können, dann ist es der traumhaft sichere Balance-Akt zwischen gebührendem Respekt zur Vorlage und mildem Spott. Auch Die Skywalker-Saga bildet da keine Ausnahme. Wenn der junge Luke vor den zwei roten Sonnen von Tatooine Abschied von seinem Leben als Farmerjunge nimmt, während John Williams‘ grandiose Musik die melancholische Stimmung noch intensiviert, dann verbeugt sich auch TT Games vor diesem Moment, der sogar im Lego-Look dem Fan noch Schauer über den Rücken jagt. Und doch bricht das Spiel auch immer wieder gekonnt mit diesen Szenen und streut ironische Gags ein, die selbst für ältere Semester noch funktionieren. Wenn der Imperiale Marsch (das Darth Vader-Thema) beispielsweise während einer Lift-Fahrt im Easy-Listening-Stil als Aufzugsmusik läuft, ist das schon ziemlich witzig.
Und insgesamt kann man TT Games zur Auswahl der ikonischen Szenen zum Nachspielen auch nur beglückwünschen. Zwar sind gelegentlich fragwürdige Entscheidungen dabei, so muss beispielsweise Han Solo auf Hoth erst drei Stations-Antennen neu ausrichten, um Luke zu finden, wogegen dessen Kampf gegen den Wampa kaum vorkommt, aber im Großen und Ganzen spielt der Fans hier die Momente nach, die im Gedächtnis geblieben sind, wenn man die Filme gesehen hat. Ein echtes Manko sind allerdings die Stimmen. Von den wichtigen Figuren hat lediglich Padme noch die deutsche Stimme, die Fans aus dem Kino kennen, die anderen Hauptfiguren wurden von neuen Synchronsprechern übernommen. Das ist in manchen Fällen zwar nicht zu ändern, kratzt aber dennoch ein wenig am atmosphärischen Lack der sonst recht gelungenen Hommage an die wohl größte Weltraum-Märchen-Saga der Filmgeschichte.
Fazit
Lego Star Wars: Die Skywalker Saga ist ein wenig so, als würde man nach längerer Zeit mal wieder im eigenen Elternhaus vorbeischauen und in der Zwischenzeit waren die Maler da: Auf den ersten Blick wirkt die frische Farbe so, als wäre alles neu, doch nach einer Weile merkt man, dass sich eigentlich gar nicht viel geändert hat. Ja, die Macher haben manch alte Spielmechanik ein wenig überarbeitet, aber das Spielerlebnis ist verblüffend nahe an dem, was der Fan bereits seit Jahren kennt. Das ist je nach spielerischer Vorliebe entweder ein wenig enttäuschend oder ganz nach dem eigenen Geschmack. Und Spieler, für die das Paket passt, bekommen gleich eines der größten überhaupt, eingehüllt in viel Star Wars-Atmosphäre und mit einer Schleife aus John Williams‘ unsterblicher Musik.
- PRO
- Großer Umfang, einfache Steuerung, guter Humor
- KONTRA
- Kamera nicht optimal, Aufgaben nicht immer klar
IMTEST Ergebnis:
gut 1,9