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Campingvans – kompakte Wohnmobile, auch im Alltag

Sie hätten gern ein richtiges Wohnmobil, wollen aber kein zweites Auto? Campingvans sind ein guter Kompromiss!

VW-Bus mit aufgestelltem Dach
Camper wie dieser alte VW-Bus sind heiß begehrt. © Tobias Weinhold / Unsplash

Der zentrale Vorteil von Campingbussen gegenüber den größeren Wohnmobilen liegt in ihrer Alltagstauglichkeit. Sie fahren sich wie ein Pkw, passen in die Garage und bieten gleichzeitig zwei bis vier Schlafplätze für die Urlaubsreise oder den Wochenendausflug. Berühmtester und beliebtester Vertreter dieser Gattung ist der VW California. Doch der ist keineswegs allein auf weiter Flur. Interessante und oft preiswertere Alternativen zum Camping-Bulli führen auch andere Hersteller und Ausbauer in ihren Modellprogrammen.

Eine Klasse darunter warten zum Mini-Wohnmobil ausgebaute Kleinlieferwagen auf preisbewusste Kundschaft mit Talent zur Askese. Autos wie der Renault Kangoo oder der VW Caddy dienen hier als Basisfahrzeuge. Wer maximal zu zweit auf Reisen geht und auf Luxus beim Camping verzichten kann, bekommt zum halben Preis eines Campingbusses ein Bett und eine ausziehbare Küchenschublade.

Der Klassiker und die Alternativen: VW California & Co.

Unter der Woche dienen sie als Familienkutsche, am Wochenende und im Urlaub mutieren sie zur gemütlichen Behausung. Die Campingmobile der VW-Bus-Klasse sind 4,8 bis 5 Meter lang, 1,9 bis 2 Meter breit und 2 Meter hoch. Damit entsprechen ihre Abmessungen in Länge und Breite jenen eines großen SUVs, Pkw-Kombis oder einer großen Limousine. Sie passen – oft nur knapp – in die meisten Parklücken ebenso wie in die heimische Garage oder ins Parkhaus.

VW Caravan mit aufgestelltem Dach.
Unter der Woche Alltagsauto, und am Wochenende geht’s an den Strand. © Volkswagen Nutzfahrzeuge

Zugleich bieten sie dank ihrer Aufstelldächer volle Stehhöhe und eine mehr oder weniger komplette Campingausstattung mit drehbaren Vordersitzen, zwei bis vier Schlafplätzen, Kochgelegenheit, Spüle, Kühlschrank, 220-Volt-Stromanschluss, 12-Volt-Versorgungs-Batterie und ausfahrbarer Markise. Zwischen dem Karosserieblech und der Innenverkleidung steckt eine Isolierschicht, die im Sommer die Hitze und im Winter die Kälte im Wohnabteil reduziert.



Knappes Platzangebot macht erfinderisch

Über eines sollten sich Interessenten jedoch im Klaren sein: Das Wohnen in diesen Modellen geht mit Kompromissen einher, die dem knappen Platz im Innenraum geschuldet sind. Sobald die Rücksitzbank zum Bett umgeklappt ist, kann man sich im Auto nicht mehr stehend bewegen, sondern nur noch auf dem Bett liegen oder sitzen. Tisch und Küche funktionieren erst dann wieder korrekt, wenn das Bett zur Sitzbank zurück gebaut wurde. Weder Dusche noch Toilette sind vorhanden. Insbesondere für drei- oder vierköpfige Familien empfehlen sich deshalb eher sonnige Urlaubsziele, wo das Campingleben tagsüber draußen unter der Markise stattfindet.

Interieur Mercedes-Benz Marco Polo.
Sobald die Rückbank zum Bett umgeklappt wird, ist es vorbei mit der Bewegungsfreiheit – so wie hier im Mercedes-Benz Marco Polo. © Mercedes-Benz

Kompakt-Camper starten ab 45.000 Euro

Wer lieber beim Auto-Vertragshändler als beim Wohnmobil-Ausbauer kauft, hat die Wahl zwischen Volkswagen California 6.1, Mercedes-Benz Marco Polo und Ford Transit Custom Nugget. Den vier baugleichen Modellen Opel Vivaro, Toyota Proace, Citroen Spacetourer und Peugeot Expert verpassen diverse Wohnmobilspezialisten hübsche und praktische Ausbauten (zum Beispiel www.crosscamp.com), ebenso wie dem gerne vergessenen Fiat Talento, dem kleineren Bruder des Ducato. Dutzende kleiner und großer Ausbauspezialisten haben auch für VW, Mercedes und Ford interessante Alternativen zu den Campern ab Werk im Programm (zum Beispiel www.westfalia-mobil.com).

Die Preisspanne in dieser Klasse beginnt für Neuwagen mit Aufstelldach und der üblichen Campingeinrichtung bei rund 45.000 Euro, dafür gibt’s beispielsweise den Pössl Campster auf Basis des Citroen Jumper. Für den aktuellen VW California 6.1 werden mindestens 55.000 Euro fällig, dafür fährt aber nur die vergleichsweise mager ausgestattete Basisversion Beach ohne Küchenzeile und mit dem schwächsten Motor vor. Das Topmodell der Baureihe mit Allradantrieb und elektrisch surrendem Aufstelldach steht mit 88.869 Euro in der Preisliste und kratzt mit ein paar Extras bereits an der 100.000-Euro-Grenze. Der Mercedes-Benz Marco Polo spielt preislich in derselben Liga wie der VW California, der Ford Transit Custom Nugget ist preiswerter, ebenso wie die meisten Camper der anderen genannten Marken.



Platz ist in der kleinsten Hütte: Klein-Lieferwagen als Wohnmobil

Eine Nummer kleiner heißt es Verzicht üben und dafür viel Geld sparen. So wie einst mit der Citroen Kastenente oder dem R4 Fourgonette, den Pionieren der Klein- und Stadtlieferwagen. Für deren aktuelle Nachfolger bieten einige Wohnmobil-Ausbauer pfiffige Umbauten an. Dann wird der Laderaum zum Klappbett. Und unter der geöffneten Heckklappe wartet eine ausziehbare Küchenschublade mit Campingkocher und Spüle samt Wasserkanister auf die Zubereitung des Mittagessens aus der Kühlbox.

Das war’s dann aber im Wesentlichen schon mit der Campingeinrichtung, denn mehr Platz steht schlicht nicht zur Verfügung. In manchen Ausbauten lässt sich immerhin das Bett zur Couch umfunktionieren und ein kleiner Tisch aus der Seitenwand klappen. Dann kann man im Wohnabteil – wenn auch mit eingeschränkter Kopffreiheit – frühstücken, falls es draußen regnet.

Caddy Camper mit Zubehör.
Minicamper liegen schwer im Trend. Dieser Caddy wurde mit Campingboxen von QUQUQ ausgebaut. © QUQUQ

Ab Werk bietet allein Volkswagen mit dem Caddy California ein solches Mini-Wohnmobil an. Zu Preisen ab 32.000 Euro und basierend auf der fünfsitzigen Pkw-Version des Modells. Preiswerter sind Umbauten auf Basis der Kastenwagen-Ausführungen. Hier stehen neben dem VW Caddy aktuell folgende Modelle als Neuwagen zur Wahl: Renault Kangoo, Nissan Townstar, Ford Transit Courier und Transit Connect, Opel Combo, Peugeot Partner, Toyota Proace City, Citroen Jumpy, Fiat Doblo und Mercedes Citan. Auf www.alpincamper.de oder www.vanessa-mobilcamping.de/ gibt es Beispiele.

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IMTEST- Redakteur Horst Schröder vor Hintergrund (Hamburg)

Als festangestellter Redakteur im Ressort Future Mobiltiy testet Horst Schröder für IMTEST E-Bikes, Gravelbikes, E-Scooter sowie E-Autos. Passend dazu testet er diverse Zubehör-Produkte wie Fahrradträger oder Dachboxen. Neben Tests und Ratgebern rund um Gesundheitsthemen oder Online-Dienste etwa für Daten-Speicherung (Cloud), erstreckt sich die Expertise des ausgebildeten Print- und Online-Redakteurs zudem über das Thema Camping. Dieses begleitet er mit Tests von Reisemobilen, Camper-Vans und Zubehör wie Zelten oder Softshell-Jacken. Vor seiner Tätigkeit bei IMTEST arbeitete er als Inhaber eines Redaktionsbüros (Print und Online) freiberuflich unter anderem als Testredakteur für die Computerbild. Neben Technik-Themen aller Art, ist für den Bulli-Fahrer die weite Outdoor-Welt eine Passion. Sie erreichen ihn via E-Mail.